[FESTIVAL REVIEW] PULS Open Air 2017, Munich







The 2017 festival season is up and running and we've already managed to sing and dance along to some fantastic bands! Last weekend saw Germany's PULS Open Air open the heavy gates to Kaltenberg Castle near Munich. The festival, run by a Bavarian radio station, is Germany's answer to the US' SXSW and the UK's Great Escape with a firm focus on newcomers complimented by well known fan favourites. We were on-site to see the German (and international) new kids on the block.

For a second year running PULS proved to us that castles are a fantastic festival-location, the international future of good music is bright and Bavaria is, in fact, pretty cool!

Those of you who speak (or understand) German can read Lena Völk's review of the festival's Friday below.




Wenn tiefe Bässe und ruhige Gitarrenklänge durch die mittelalterliche Schlossanlage von Kaltenberg wirbeln, kann das nur eines bedeuten – das PULS Open Air ist wieder da. Dass die Veranstalter („PULS: Das junge Programm des BR“) ein Auge für's Detail haben, zeigt sich nicht nur bei der liebevoll arrangierten Dekoration, sondern auch bei dem sehr abwechslungsreichen Line-Up. Hängematten, bunte Lichterketten und Seifenblasenmaschinen schaffen eine idyllische Stimmung und wecken das Verlangen einfach alles zu fotografieren. Doch würde man diesem Verlangen nachgeben, wäre die Gefahr groß, etwas zu verpassen. Dann also doch lieber Musik. Ab 13:30 geht es dann auch schon mit der ersten Band los.

Trotz der anfänglich eher kleinen Besuchermenge schafft „FUCK ART, LET`S DANCE!“ eine außergewöhnliche Atmosphäre. Die Hamburger Band, die bei dem himmlischen Audiolith-Label (letztes Jahr übrigens 250 geworden) unter Vertrag steht, lässt keine Fragen zur Herkunft ihres Namens offen. Selbst eingefleischten Nicht-Tänzern dürfte es schwer fallen, sich bei den zappeligen Synthpop-Indie Klängen still zu halten. Das Durchschnittsalter bewegt sich irgendwo zwischen 17-25, wobei trotzdem alle(!) Altersgruppen anzutreffen sind.


Ab 14:00 Uhr  bewundern wir „Leoniden“ auf der „Waldbühne“. Waldbühne. Das sagt eigentlich alles. Was kann man sich Schöneres vorstellen, als zwischen Bäumen und anderen Musikliebhabern wunderbaren Indie-Pop Songs wie „Sisters“  und „Nevermind“ zu lauschen.

Richtiges SXSW-Feeling kommt dann bei der folgenden Band auf, schließlich durften die Münchner "KYTES" 2016 bereits beim legendären Festival in Austin, Texas auf der Bühne stehen. Dass die vier inzwischen alles andere als ein Geheimtipp sind, wird wohl jedem bewusst geworden sein, der im richtigen Moment an der „Scheune“ (die kleinste der vier Bühnen) vorbeikommt. Das unglaubliche Gedränge davor ist daher nur allzu verständlich, schließlich hört man nicht jeden Tag eine so gute Mischung aus eingängigen Songstrukturen und tanzbarem Indierock. Die gemütliche und eher private Stimmung der kleinsten Bühne wird durch spontan wirkende Aktionen des Sängers Michael Spieler verstärkt. Nachdem er einen begeisterten Fan umarmt, macht er es sich für den vorletzten Song auf dem Scheunenboden zwischen den Zuschauern gemütlich und lädt uns zum Mitsingen ein.


Weiter geht es mit „Giant Rooks“. Die sympathischen und sehr jungen Jungs aus Hamm klingen ein bisschen nach „Arcade Fire“ und sorgen für reihenweise mitwippende Zuhörer. Kein Wunder, dass sie bereits als Vorband für „Kraftklub“ und „Von wegen Lisbeth“ gespielt haben. Mit im Set ist natürlich „New Estate“: Der Song, der dem zweiten EP den Namen gibt und sich wirklich hören lassen kann.

Nachdem wir eine kleine Pause eingelegt haben- an dieser Stelle sollten die zahlreichen und vielseitigen Food- Trucks erwähnt werden- setzen wir uns an den Rand der großen Arena, die den schönen Namen „Kugelbühne“ trägt. Dieser wird auf die groß angekündigten und auch tatsächlich sehr großen leuchtenden Kugeln an den Seiten der Bühne zurückgeführt.

„HONNE“ schafft es trotz der Größe eine private Atmosphäre zu verbreiten und begeistert uns mit angenehmem Elektro-Soul: Avantgarde kann eben auch radiotauglich sein. Dank „Warm On A Cold Night“, das genau im richtigen Moment gespielt wird, müssen wir trotz der kleinen Regenschauer nicht frieren. Die Gruppe aus London sorgt für internationalen Flair, der bei dem ansonsten überwiegend deutschen Line-Up eine nette Abwechslung ist (Soll nicht heißen, dass wir keine Fans des Nachwuchses aus Deutschland sind!).


„Lilly Among Clouds“ ist wohl ein perfektes Beispiel für den eben erwähnten Nachwuchs. Die schüchterne Würzburgerin überzeugt mit großartigem Stimmumfang und zum Nachdenken anregenden Texten.


Mit fortschreitender Stunde steigert sich nicht nur die Besucherzahl, sondern vor allem die sowieso schon gute Stimmung. Überall blinken Lichterketten, pyramidenähnliche Dekorationen und kugelförmige Aufhänger. Von der leisen Hintergrundmusik nach Ende eines Konzerts – Favorit eindeutig: Jain's „Makeba“ – bis zu den zahlreichen Merch-Ständen passt einfach alles.


Gegen 20:30 sorgt „Mura Masa“ auf der Kugelbühne für Clubfeeling. Tiefe Bässe und eine perfekte Mischung aus Elektronika und Hip-Hop versetzen uns in Tanzstimmung. Die lauten Zugabe-Rufe der Menge sprechen für sich. Der junge britische Songwriter und Musikproduzent in Jogginghose wirkt zwar etwas unbeteiligt, doch das macht die hibbelige Sängerin NAO wieder wett. Von vielen hören wir, dass „Mura Masa“ für sie das Highlight des Abends war.

Zum Abschluss machen wir uns ein letztes Mal zur Waldbühne auf. Die französische Band „Her“ sorgt mit stilvollen Anzügen (inklusive Vertrag mit einem Pariser Ausstatter) und noch viel stilvolleren R&B-Klängen für einen interessanten Kontrast. Der perfekte Abschluss für einen sowohl musikalisch- als auch stimmungstechnisch überaus gelungenen Abend! Und so haben wir auch keinerlei Zweifel, dass das Festival auch am Samstag voll und ganz überzeugen konnte!


Das PULS-Open Air hat mal wieder bewiesen, dass wir für gute und innovative Musik nicht weit reisen müssen, sondern diese manchmal direkt vor der Nase haben. Weiter so!


Review und Fotos: Lena Völk