[FESTIVAL REVIEW] PULS Open Air, Burg Kaltenberg, 8-9th June 2018 (in German)

The 2018 festival season is up and running and we've already managed to sing and dance along to some fantastic bands! The beginning of June saw Germany's PULS Open Air open the heavy gates to Kaltenberg Castle near Munich. The festival, run by a Bavarian radio station, is Germany's answer to the US' SXSW and the UK's Great Escape with a firm focus on newcomers complimented by well-known fan favourites. We were on-site to see the German (and international) new kids on the block.

For the third year running PULS proved to us that castles are a fantastic festival-location, the future of good music is bright and Bavaria is, in fact, pretty cool!

Those of you who speak (or understand) German can read our review of the festival below.



Schon zum dritten Mal luden Prinz Luitpold von Bayern und PULS (das junge Programm des BR) ein, sanften Deutsch-Rap-Klängen, pumpenden Indie-Gitarren und aufwirbelnden Punk-Bässen zu lauschen.
Vor historischer Kulisse wurde zu neuen Bands und alten Bekannten getanzt und gesungen bis zum Umfallen.

Das PULS Open Air glänzte wieder einmal durch eine unglaubliche Detailverliebtheit:
Pyramiden, Lichterketten und Hängematten -wohin das Auge fiel. Doch natürlich endete die Detailverliebtheit nicht bei der Dekoration – auch das gut durchdachte und innovative Line-up wurde durch ein interessantes Rahmenprogramm vervollständigt. Neben Musikproduktions-Kursen wurden auch verschiedene Workshops zu Themen wie der aktuellen “metoo”- Debatte in der Musikindustrie und Umweltschutz angeboten. Auch Filmvorführungen über “Blumentopf” und eine Rampe für BMX-Profis sorgten für Stimmung und Stoff zum Diskutieren.

Im Vergleich zu dem eher Indie orientierten Line-up vom letzten Jahr (wie erinnern uns an “Kytes”, “Giant Rooks”, “Leoniden” und noch viele mehr) waren dieses Jahr vor allem deutschsprachige Bands vertreten. Diese wurden durch Laura Schwengber, eine Dolmetscherin für Gebärdensprache, vervollständigt. Dabei war ihre Ausstrahlung und Begeisterung für die Musik mindestens genauso ansteckend wie die gute Stimmung vor der Bühne.

Laura Schwengber, Dolmetscherin für Gebärdensprache

Für den perfekten Einstieg in das Wochenende sorgte unsere Dance-Session zu “Trettmann”. Nach kurzer Gewitterpanik war die Erleichterung groß, dass das einzige Donnerrollen (wir erinnern uns an Gringo und Trettmann: “Draußen Schnee, Donner […] bleibe easy locker”) heute doch nur bei “Tretti” auf der Bühne zu hören sein würde. Spätestens bei dem Track “Grauer Beton” wackelten dann auch die letzten Füße im Takt.




Etwas Neues wagte Puls dieses Mal mit einem “Secret Act”. Als vierter Headliner angekündigt waren die Spekulationen groß und die Spannung vor der Enthüllung stieg von Sekunde zu Sekunde. Es kursierten diverse Gerüchte um wen es sich handeln würde. Als der Vorhang letztendlich nach langem Warten fiel, wäre das Schild: “Achtung Hochspannung!” wohl angebracht gewesen. Mit den Worten “Namen tun nichts zur Sache” entpuppte sich das Geheimnis als die 10-köpfige Band “Moop Mama”.
Die waschechten Münchner begeisterten mit ihrem neuen Release “Molotov” und brachten die Menge zum Tanzen. Unerwartet wurde der Auftritt jedoch kurzum von der Polizei beendet. Nach dem kurzen Schrecken stellte sich allerdings heraus, dass es sich bei den “Polizisten” nur um die Musiker-Kollegen Roger Reckless, Danger Dan und Liquid & Maniac handelte. Auch wenn wir von vielen anderen Favoriten für den “Secret Act” gehört hatten (bei denen wir wesentlich mehr abgegangen wären), war es doch ein Erfolg - die tanzende Menge bestätigte das.




Eine freudige Abwechslung zur deutschen Auswahl und der perfekte Abschluss für den ersten Abend waren “The Wombats”. Mit über 1 Million verkauften Alben weltweit ist die Indie-Rock -Band aus Liverpool eine echte Größe und sorgte für einen dementsprechend großen Ansturm auf die Kugelbühne. Zu echten Klassikern wie “Cheetah Tongue” und “Give Me A Try” tanzten wir in den Sonnenuntergang und in die Nacht hinein.




Auf ging die Sonne am nächsten Morgen wieder dank einer kleinen Runde Bier-Yoga. Danach waren alle bereit für den Tag und gewappnet für “Matija”. Der Sound der alternativen Münchner Indie-Pop Band hat definitiv Ohrwurmcharakter und war gespickt mit Flöten-Soli, die in Teilen ein wenig an “Queen” erinnerten (ja, wirklich). Das ausgesprochen hohe musikalische Niveau zog das Publikum, trotz der undankbaren Uhrzeit, in seinen Bann und wird mit Sicherheit bei dem ein oder anderen einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen haben.





In den Bann zog uns auch “Drangsal". Der individuelle und unverkennbare Musikstil von “Dr. Angsal” vereint Elemente des Postpunks, der New Wave und dem Indie-Pop. Es gibt wohl nicht viele Bands, die sowohl mit Liedern auf Englisch als auch auf Deutsch Erfolg haben und sich dabei trotzdem selbst noch treu bleiben können, doch Drangsal hat den Dreh raus.



Um bei Erfolg zu bleiben – ein voller Erfolg war auch die Darbietung von “Zugezogen Maskulin”. Die ironischen und zynischen Texte stehen dem heutigen Zeitgeist kritisch gegenüber und regen zum Nachdenken an. Highlights waren dabei der neue Song “Junge Römer” und “Plattenbau O.S.T.”. Die von einem Festival Besucher als “komische Stimmung” beschriebene Atmosphäre – wie wir finden im höchst positiven Sinne – veranlasste Grimm104 und Testo zum größten Moshpit des Festivals aufzurufen.




Moshpit-Charakter hatte auch der alles krönende Auftritt von “Kraftklub”. Die Headliner des Jahres gaben crowdsurfend und bei strömenden Regen ihre Songs zum Besten und waren dabei so sympathisch wie eh und je. Ein toller Abschluss für ein überaus gelungenes Festival.
Da bleibt uns nur noch zu sagen: “Puls Open Air, du bist so wunderbar!”





Review and photos by Lena Völk and Benjamin Brown