Gig Review… KRAFTKLUB @ Zenith, 14th September 2014

14.09.12, München. Action.

Wie einige sicherlich mitbekommen haben, hat die Band „Kraftklub“ pünktlich zum Release ihres neuen Albums „In Schwarz“ eine, meiner Meinung nach, grandiose Promoaktion gestartet. 7 Städte, 7 Konzerte, geheim, kostenlos. Auf der sogenannten „Konvoi-Tour“ fahren Kraftklub, wer hätte es gedacht, in einem Konvoi quer durch Deutschland und Österreich. Den aktuellen Standort der Band konnte man auf ihrer Website (www.kraftklub.to) verfolgen. Ist eine Stadt erreicht, wird die virtuelle Landkarte verdeckt, und die Fans werden aufgefordert, den Hashtag #inschwarz und den Namen ihrer Stadt (in meinem Fall #muenchen) 5000-mal teilen. Ist dies geschafft, wird die Location der Bändchenausgabe, welche man zum Einlass benötigt, verraten.
07:30 
7 Uhr?! Korrekt. Ich, als ultimativer Kraftklub-Fanboy, konnte schon seit Bekanntgabe der nächsten Stadt, in der gespielt wird, nicht richtig schlafen. Da die Hashtags schon Samstag-Nachmittag geteilt werden konnten, war meine Vermutung: Sonntag Früh würde es so weit sein. Also machte ich mich um ca. 8 Uhr, viel zu früh wie sich herausstellte, auf den Weg in die Innenstadt. Je Zentraler, desto besser, schließlich wusste ich, dass ich schnell bei der Bändchenausgabe sein musste. Auf dem Weg wurde die Website gecheckt, enttäuschender Weise lag die Anzahl an geteilten Hashtags bei 3500.
10:00 
Frühstück bei McDonalds, langes Warten. 4200.
12:00
Meine Laune schwenkt zwischen „Oh-gott-bald-ist-es-soweit“ und „Ich-hasse-alles“; nach 4 Stunden warten sind wir jedoch endlich bei 4800 Posts.


12:39
JA! Angespannt warte ich mit dazugestoßenen Freunden an der S-Bahn. 4997,4998,4999…5000! Bändchenausgabe: München, Ostbahnhof, Optimolwerke. Wir springen in die nächstbeste S-Bahn, und  sehen schon dort einige Kraftklub-Anhänger. Nach drei Stationen ist es soweit: Ostbahnhof. Ich sprinte aus dem Wagon, und fühle mich wie in einer Zombieapokalypse. Ein Haufen Leute sprintet mit unglaublicher Geschwindigkeit hinter mir her. Am Standort angelangt, sehen wir schon den Konvoi. Schwarze Autos und Trucks. Wir sind unter den ersten 20 Fans, alle außer Atem. Die Menschen Bilden sofort eine Reihe. Die Fahrzeuge sind auch erst gerade angekommen, es steigen Leute aus, Musik wird angemacht und wir werden angewiesen, uns in 2er-Reihen die Bändchen abzuholen. Ein Blick hinter mich verrät das Ausmaß an Menschen - nach 10 Minuten reicht die Reihe bis auf die Straße. Wir holen uns die Bändchen, Ansage: Zenith, 17:00 Uhr Einlass. Zenith?! Da in den Städten der vorherigen Konvoi Konzerte nur Open-Air und auf kleinerem Geländen gespielt wurde, verwundert mich die Ansage, dass das Geheimkonzert in einer der größten Konzerthallen Münchens stattfindet.
16:00
Pünktlich eine Stunde vor Einlass kommen wir zur Konzerthalle. Diese ist aber komplett leer - der große Parkplatz und ein Flohmarktgelände nebenan allerdings nicht. Ahh, jetzt macht alles Sinn: Das Konzert ist Open-Air, die Tourbusse stehen schon bereit, ein Teil vom Gelände ist bereits abgesperrt und es stehen (sehr wenige zu dem Zeitpunkt) schon Leute an. 
17:00
Einlass, rennen, sprinten, rangeln, Ergebnis: Erste Reihe. Jetzt heißt es nur noch warten. Die Bühne ist auf einem großen Bus, alles sehr klein gehalten, jedoch eine Menge an Leuten.


18:00
Pünktlich kommen Kraftklub auf die Bühne. Davor herrschte eher ruhige Stimmung, doch sobald die fünf Jungs aus Chemnitz auf die Bühne kamen, fing ein wundervolles Chaos an. Ich hatte schon sehr, sehr viele Konzerterlebnisse, auch das Kraftklub Konzert 2012, doch ich kann wirklich behaupten, dass ich noch nie so eine große Abriss-Stimmung erlebt habe. Es wurde gemosht, gecrowdsurft, getanzt, gesungen, geschrien. Die Texte vom neuen Album, das ja erst vor zwei Tagen rausgekommen war, hatten viele schon zum Mitsingen parat. Gespielt wurden Songs von „In Schwarz“ und Kraftklubs Debutalbum „Mit K“. Die Menge war zu 100% dabei, Gerüchte besagen auch, es sei eine Kniescheibe rausgehauen worden (ob das jetzt stimmt weiß ich nicht, ein Running-Rag auf Kraftklubs Blog ist es jedoch). Kraftklub zählt in meinen Augen zu den sympathischsten Bands unserer Zeit, und das zeichnet sich durch viele Dinge aus. Abgesehen von den witzigen, ironischen, aber auch antifaschistischen und politisch orientierten Texten ist Kraftklub menschlich unglaublich gut drauf. Pünktlich, freundlich, korrekt, den Fans gegenüber fürsorglich. Und das wichtigste: sie haben selber genauso viel Spaß wie ihre Fans. Es herrscht eine natürliche und unglaubliche Atmosphäre, und musiktechnisch hat Kraftklub es auch mehr als drauf. 


19:30
Das Konzert neigt sich dem Ende zu, der letzte Song der Zugabe wird gespielt, alle verabschieden sich. Die Gesichter der Leute sind glücklich, erschöpft und zufrieden, sie haben alles bekommen: von „Unsere Fans“ bis hin zu „Randale“, von „Hand in Hand“ bis „Karl-Marx-Stadt“. Dazwischen witzige Ansagen von Felix, Crowdsurfing, und tanzen zu neuen Songs wie „Irgendeine Nummer“ oder „Blau“. Ich könnte explizit auf die einzelnen Songs eingehen, jedoch ist ein Album Review schon geschrieben und meine Erinnerung zwecks Adrenalin-Überschuss eingedämmt. Für ein kostenloses Konzert war die Dauer mehr als zufriedenstellend, und alle gehen glücklich und mit dreckigen Klamotten nach Hause (zwischendurch hatte es geregnet, was niemanden gestört hat).




Sascha Gontcharov (Instagram: @indierokker66)