[GIG REVIEW] Neonschwarz & Frittenbude @ Tonhalle, München, 30.01.2016

Laute Beats. Politische Statements. Ein fantastischer Abend.

"Neonschwarz kommt in deine Stadt"- und das ist auch gut so. Die Hamburger Hip-Hop Crew, aufgrund eines krankheitsbedingten Ausfalls von Captain Gips nur zu dritt unterwegs, schaffen das, was vor Münchner Publikum nicht selbstverständlich ist: sie stecken mit ihrer guten Laune das Publikum an, das ihre intelligenten Texte und lässigen Beats abfeiert.
 Zwischen der guten Laune und, von Neonschwarz angestimmten, Frittenbude-Sprechchören, nutzten die Hamburger allerdings auch die Chance, lautstark und ergreifend ihre politischen Statements loszuwerden. Während überall in Deutschland Flüchtlingsunterkünfte brennen und - insbesondere Münchner - sich in regelmäßigen Abständen PEGIDA-Aufmärschen entgegenstellen müssen, treffen Songs wie "2015" leider auf die derzeitige Lage zu. 
Neonschwarz, zuletzt als Vorband von Feine Sahne Fischfilet in München, beweisen diesmal auch Ortskunde: der Song "Unser Haus" wird an diesem Abend dem Münchner Kafé Marat (www.kafemarat.blogsport.de) gewidmet.

Als Marie Curry, Johnny Mauser und Spion Y die Bühne verlassen, werden sie nochmals abgefeiert, während auch "Alles Gute, Captain"- Rufe aus der Menge zu hören sind.
Diesem Wunsch schließen wir uns selbstverständlich an.

[Unser Interview mit Neonschwarz aus dem Jahr 2014 findet ihr hier.]

Frittenbude werden von liebeserfüllten Rufen auf die Bühne gelockt und erwidern gleich zu Beginn ihres Konzerts diese Liebe. In grünes Licht getaucht, starten sie mit "Dies Das (Riesenlöv)". Während bei Neonschwarz entspannt mutgewippt wurde, setzt das Publikum bei Frittenbude eher auf Abgehen. Die Energie-Levels, die ihre Fans dabei aufbringen müssen, sind gigantisch. Neben Songs aus ihrem aktuellen Album "Küken des Orion" (Review gibt's hier) setzt die Band auch auf ältere Songs, deren Charakter deutlich von Rave und den dazugehörigen pumpenden Bässen geprägt ist.

 Es ist schön zu sehen, dass die Leidenschaft, für die Frittenbude live bekannt ist, auch nach zehnjährigem Bandbestehen absolut gegeben ist. Zu jenen älteren Songs zählen auch die beiden Fanfavoriten "Mindestens in 1000 Jahren" und "Bilder mit Katze". Den letzteren hören dabei viele Fans mit Verwunderung: nicht überall war angekommen, dass die Band wieder dazu bereit sind, den Song wieder live zu spielen. 
Auch vor politischen Aussagen scheuen die Jungs nicht zurück: neben altbekannten Songs wie "Deutschland 500" und Anspielungen auf "Grenzen aus Wasser" zeigt sich die Band deutlich zufrieden mit den antifaschistischen Chören, die aus der Menge drängen.
Es sind schwierige Zeiten in der wir aktuell leben müssen: Rassismus und Xenophobie scheinen in Deutschland wieder omnipräsent zu sein. Insbesondere jetzt ist es wichtig, dass Bands wie Neonschwarz und Frittenbude fantastische Musik machen und politisch Stellung beziehen.

Danke. Riesenlöv.

Benjamin Brown